Wenn du bereits die beiden Silbenschriften Hiragana (ひらがな) und Katakana (カタカナ) gelernt hast, hast du einen wichtigen Meilenstein beim Japanischlernen erreicht – herzlichen Glückwunsch! Jetzt beginnt der spannendste und zugleich herausforderndste Teil: das Erlernen der Kanji – der chinesischen Schriftzeichen, die im Japanischen eine zentrale Rolle spielen.

Auf den ersten Blick wirken Kanji oft überwältigend: Es gibt viele davon, sie sind komplex aufgebaut und ihre verschiedenen Bedeutungen und Lesungen können verwirrend sein. Kein Wunder, dass viele Lernende hier ins Stocken geraten. Aber: Kanji müssen kein Buch mit sieben Siegeln bleiben! Mit den richtigen Lernstrategien, einem klaren System und einprägsamen Merksätzen auf Deutsch lassen sich Schritt für Schritt echte Fortschritte erzielen – ganz ohne Frust.

Bevor wir jedoch ins eigentliche Lernen einsteigen, lohnt sich ein kurzer Blick zurück: Woher kommen die Kanji überhaupt?

Chinesische Zeichen

Herkunft

Quelle: Wikipedia

Schon zwischen 1600 und 1000 v. Chr. begannen die frühen chinesischen Kulturen damit, einfache Piktogramme in sogenannte Orakelknochen zu ritzen – das war die Geburtsstunde der chinesischen Schrift, auch bekannt als Orakelknocheninschrift. Diese frühen Zeichen lassen sich vielleicht am ehesten mit Höhlenmalerei vergleichen: stark vereinfacht, bildhaft und direkt aus dem Alltag gegriffen.


Quelle: Wiktionary

Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Zeichen immer wieder verändert – sie wurden stilisiert, standardisiert, vereinfacht, neu geordnet und manchmal sogar absichtlich verfremdet. Schrift war nie ein starres System, sondern entwickelte sich ständig weiter. Wenn man frühe Formen mit heutigen Zeichen vergleicht, wird sichtbar, wie tiefgreifend sich die Schrift über die Zeit verändert hat. Bei manchen Grundzeichen lässt sich die ursprüngliche Bildidee noch erahnen – etwa bei "Baum", "Sonne" oder "Mensch". Doch je komplexer die Zeichen wurden, desto weniger blieb von der Bildhaftigkeit übrig. Deshalb ist es heute oft schwer nachzuvollziehen, warum ein bestimmtes Zeichen genau das bedeutet, was es bedeutet.

Chinesische Zeichen

Menge und Verteilung

Für nahezu jedes Konzept und jede Sache gibt es im Chinesischen ein Schriftzeichen – oder ein zusammengesetztes Wort (Kompositum). Über die Jahrtausende hinweg führte das dazu, dass eine enorme Anzahl an Zeichen entstanden ist: Über 100.000 sind es insgesamt. Moderne chinesische Wörterbücher enthalten rund 20.000 davon, doch tatsächlich gebraucht werden vermutlich nur etwa 10.000. Gebildete Muttersprachler kennen im Schnitt etwa 6.000 Zeichen – und mit einem aktiven Wortschatz von rund 3.000 Zeichen versteht man bereits 99 % aller chinesischen Texte.

Ein Teil dieser Zeichen hat im Laufe der Geschichte den Weg nach Japan gefunden – in mehreren Wellen, aus unterschiedlichen Regionen Chinas und über viele Jahrhunderte hinweg. Heute sind sie ein fester Bestandteil der japanischen Schriftsprache. Um den Gebrauch zu vereinheitlichen, wurde in Japan eine offizielle Liste mit 2.136 sogenannten „Zeichen für den regulären Gebrauch“ erstellt. Diese Auswahl bildet die Grundlage für Schrift in Alltag, Bildung und Medien.

Besonders spannend: Eine Untergruppe von 1.026 dieser Kanji – die sogenannten Unterrichtsschriftzeichen – wird japanischen Schulkindern von der ersten bis zur sechsten Klasse beigebracht. Und genau diese Zeichen machen etwa 95 % der Kanji in japanischen Zeitungen aus. Wer also diese Grundzeichen beherrscht, hat bereits eine solide Basis für das Lesen echter Texte.

Wie oft und in welcher Dichte Kanji tatsächlich in modernen japanischen Texten vorkommen, lässt sich gut anhand eines konkreten Beispiels zeigen. Dafür wurde ein zufällig ausgewählter Absatz aus der japanischen Wikipedia-Seite über Tokio herangezogen und analysiert.

  • 171 (48 %) Hiragana Silben
  • 139 (39 %) Unterrichtsschriftzeichen , aus der 1.026 Unterauswahl
  • 19 (5 %) Satzzeichen
  • 16 (4 %) Katakana Silben
  • 7 (2 %) restliche Zeichen für den regulären Gebrauch

Dieses Beispiel verdeutlicht: Wer sich auf die häufigsten Kanji konzentriert, legt sich eine stabile Grundlage für das Lesen und Verstehen realer japanischer Texte – ganz gleich ob Wikipedia, Nachrichten oder Alltagsliteratur.

西沿使1964
Quelle: Wikipedia

Chinesische Zeichen

Komplexität

Im Gegensatz zu den japanischen Silbenschriften, bei denen ein Zeichen immer eindeutig für eine bestimmte Lautfolge steht, sind chinesische Zeichen – und damit auch die Kanji – deutlich vielschichtiger. Jedes Zeichen trägt nicht nur eine feste Aussprache, sondern kombiniert gleich mehrere Ebenen von Information: Bedeutung, mögliche Lesungen und grafische Zusammensetzung.

Um diese Komplexität anschaulich zu machen, hilft ein vereinfachtes Modell: In der Mitte steht das Kanji selbst – darum herum gruppieren sich die drei zentralen Eigenschaften, die beim Lernen eine Rolle spielen. Diese sind die Bedeutung des Zeichens, seine möglichen Lesungen und seine Zusammensetzung aus kleineren Bausteinen (Radikale oder Komponenten).

Zur Veranschaulichung dient das Kanji 親 (Elternteil / Eltern). Es steht exemplarisch für viele andere Zeichen, bei denen keine der drei Ebenen völlig eindeutig oder festgelegt ist. Je nach Kontext verändert sich die Bedeutung leicht, es gibt mehrere mögliche Lesungen – und auch die Zusammensetzung ist nicht auf den ersten Blick durchschaubar. Deshalb stellen wir diese Eigenschaften nicht als feste Ecken dar, sondern symbolisch als Wolken, um die Vielschichtigkeit und Unschärfe zu betonen.

Das Ziel ist nicht, die Zeichen sofort in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen, sondern ein Gefühl für ihre Struktur zu entwickeln – und genau dabei helfen dir die Eselsbrücken und Merksätze in unseren Anki-Karten.

Komplexität

Zusammensetzung

Auf den ersten Blick wirkt das Zeichen 親 wie eine scheinbar willkürliche Anordnung von Strichen – schwer durchschaubar und kompliziert. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man: Das Zeichen besteht aus drei klar abgrenzbaren Komponenten. Jede dieser Komponenten ist wiederum ein eigenes Zeichen mit eigener Bedeutung, Lesung und Zusammensetzung.

Um das zu verdeutlichen, werden diese Bestandteile als kleine Dreiecke dargestellt – eine Anspielung auf das bereits eingeführte Bedeutungs-Lesungs-Zusammensetzungs-Modell. Denn auch die Bausteine selbst lassen sich wieder in ihre drei Eigenschaften einordnen. Dieser rekursive Aufbau hilft dabei, auch komplexe Kanji Stück für Stück zu entschlüsseln.

Gerade weil viele Kanji aus mehreren solcher Elemente bestehen, ist auch ihre grafische Zusammensetzung nicht immer eindeutig. Deshalb wird dieser Aspekt ebenfalls als Wolke dargestellt. Die Zerlegung in kleinere Einheiten macht es aber möglich, ein scheinbar schwer fassbares Zeichen wie 親 verständlich zu machen – und genau dieser Ansatz ist zentral für das Lernen mit Zeichengarten.

Komplexität

Bedeutung

Ein einzelnes Kanji steht selten nur für ein einziges, klar abgegrenztes Konzept – und das Zeichen 親 ist ein gutes Beispiel dafür. Zwar lässt sich als Hauptbedeutung eindeutig „Eltern“ zuordnen, doch daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer Bedeutungen, die damit in Zusammenhang stehen. In verschiedenen Wörtern kann 親 auch für Begriffe wie Intimität, Vertrautheit oder Verwandtschaft stehen – alles Konzepte, die sich in einem gemeinsamen Bedeutungsfeld bewegen. Hier findest du eine Auswahl an Wörtern, in denen 親 verwendet wird.

Dieses Beispiel zeigt, dass Kanji nicht immer mit einer festen, eindeutigen Bedeutung verbunden sind. Stattdessen liegt oft eine unscharfe Bedeutungswolke vor, in der sich mehrere verwandte Konzepte überlappen. Für Lernende ist es deshalb hilfreich, sich auf eine Hauptbedeutung als Ankerpunkt zu konzentrieren – und gleichzeitig offen zu bleiben für verwandte Bedeutungen, die je nach Wortzusammenhang auftauchen können.

Komplexität

Lesung

Genau wie bei der Bedeutung gibt es auch bei der Lesung eines Kanji selten eine eindeutige, festgelegte Zuordnung. Das liegt vor allem an der langen Geschichte der Schriftübernahme aus dem Chinesischen – und daran, wie Kanji im Japanischen in verschiedene Wörter eingebettet sind. Die Aussprache eines Zeichens hängt also immer vom konkreten Wortzusammenhang ab.

Im Fall von 親 ergeben sich drei geläufige Lesungen: しん (shin), おや (oya) und した (shita). Welche davon verwendet wird, richtet sich nach der jeweiligen Wortkombination. Da es keine feste, eindeutige Aussprache gibt, sondern mehrere mögliche Lesungen im Raum stehen, ist auch dieser Aspekt als Wolke dargestellt. Wie im Nebel ist anfangs unklar, welche Lesung gerade gefragt ist – doch mit wachsender Übung wird der Blick klarer.

Das Beispiel zeigt: Bei den meisten Kanji solltest du damit rechnen, dass es mehrere mögliche Lesungen gibt. Eine davon dient oft als Hauptform für den Einstieg, doch auch die anderen werden dir früher oder später begegnen – und genau darauf bereiten dich die Karten von Zeichengarten gezielt vor.

Lernen mit Merkhilfen

Bedeutung durch Bilder

Nicht alle Zeichen lassen sich beliebig weiter zerlegen. Bei manchen lohnt es sich schlicht nicht, da ihre Bestandteile keine klaren Bedeutungen mehr tragen oder so häufig in gleicher Form wiederkehren, dass es sinnvoller ist, sie als feste Einheit zu lernen. In solchen Fällen kann man sich die visuelle Stärke des menschlichen Gehirns zunutze machen – durch den Einsatz von einprägsamen Merkbildern.

Das Zeichen 親 lässt sich zum Beispiel in die Bestandteile 立, 木 und 見 zerlegen. Doch eine weitere Aufschlüsselung dieser Komponenten würde wenig Nutzen bringen. Stattdessen hilft ein Bild, das sowohl die Form als auch die Hauptbedeutung des Zeichens in einem einzigen Motiv einfängt. Durch das Überblenden von Bild und Zeichen entsteht eine visuelle Verbindung, die das Erinnern erleichtert: Sieht man später das Zeichen, ruft das verknüpfte Bild automatisch die Bedeutung ins Gedächtnis zurück.

Diese Technik funktioniert besonders gut bei einfachen, bildhaften Zeichen, die noch an ihre ursprünglichen Piktogramme erinnern. Bei komplexeren Kanji mit abstrakter Struktur ist eine andere Art der Merkhilfe oft sinnvoller: eine Geschichte zu erzählen mit Merksätzen.

Mit Stehen verbindet man emotional am stärksten das erste mal, wenn ein Kind stehen und laufen kann. Die vertikalen Striche in 立 symbolisieren die Beine des Kindes, während die horizontalen Striche Boden und Arme illustrieren.
Absichtlich ist bei dem Bild zur Bedeutung Baum eine Illustration gewählt, bei dem die Wurzeln so zulaufen, wie es die Form des Zeichens 木 zeigt.
Im Fall von Sehen kann man das Auge mit Iris und Pupille in der Form erahnen. Die zwei geschwungenen Linien unten in 見 sollen Lichtstrahlen symbolisieren, die wir zum Sehen an das Auge aufnehmen.

Lernen mit Merkhilfen

Bedeutung durch Komponenten

Kann man aus den Bestandteilen eines chinesischen Zeichens auf seine Bedeutung schließen? Grundsätzlich ja – allerdings ist der historische Weg oft voller Stolpersteine: Viele Zeichen wurden im Laufe der Zeit vereinfacht, verändert oder umgeformt, manchmal wurden sogar ganze Komponenten entfernt. Das erschwert es, direkt aus der Struktur eines Zeichens die ursprüngliche Bedeutung herzuleiten.

Beim Lernen geht es aber nicht darum, historische Genauigkeit zu verfolgen, sondern sich Inhalte möglichst effektiv einzuprägen. Und dafür reicht es oft schon, den einzelnen Komponenten sinnvolle Bedeutungen zuzuordnen – und diese in einem kreativen Merksatz miteinander zu verknüpfen.

Ein Beispiel: Das Zeichen 親 (Eltern) besteht aus den Komponenten 立 (stehen), 木 (Baum) und 見 (sehen). Was hat das mit „Eltern“ zu tun? Mit etwas Vorstellungskraft könnte ein Merksatz helfen:

Im Stand (立) vom Baumhaus (木) sehen (見) meine Eltern (親) mir beim Spielen zu.

Die Komponenten werden dabei farblich und typografisch hervorgehoben. Der Satz orientiert sich an der Leserichtung des Kanji – von oben nach unten, links nach rechts – und endet mit der zu lernenden Hauptbedeutung.

Natürlich lassen sich auch weitere Bedeutungen wie „Vertrautheit“, „Verwandtschaft“ oder „Intimität“ in den Merksatz integrieren – aber Vorsicht: Ein überladener Satz verliert schnell an Klarheit. Wichtig ist, dass der Merksatz emotional oder bildlich anspricht. Ein Baumhaus etwa ist für viele mit Kindheitserinnerungen verbunden. Wer selbst eins hatte, wird sich leichter an die Szene erinnern – und damit auch an das Zeichen.

Mit etwas Fantasie, einer klugen Zerlegung und passenden Bedeutungen für die Komponenten lassen sich solche Merksätze erstaunlich leicht erstellen – und noch leichter merken. Genau diesen Ansatz verfolgt Zeichengarten: Für jedes Zeichen gibt es durchdachte Eselsbrücken und kreative Merksätze, die dir helfen, die Bedeutung nachhaltig zu verinnerlichen. So wird das Lernen nicht nur effektiver, sondern macht auch deutlich mehr Spaß.

Lernen mit Merkhilfen

Lesungen

Wie bereits erwähnt, haben japanische Schriftgelehrte über viele Jahrhunderte hinweg chinesische Schriftzeichen übernommen und sie mit japanischen Konzepten verknüpft. Dabei wurden nicht nur neue, eigene Bedeutungen entwickelt, sondern auch die chinesischen Aussprachen übernommen – angepasst an die japanische Sprache. Deshalb existieren heute Zeichen wie 親, die je nach Wortzusammenhang ganz unterschiedlich gelesen werden: しん, おや oder した.

Doch nicht alle Lesungen kommen gleich häufig vor. Betrachtet man alle gebräuchlichen Wörter mit dem Zeichen 親 (ohne Fachbegriffe oder seltene Eigennamen), ergibt sich folgende Verteilung:

  • しん in 14 Wörtern (52 %)
  • おや in 10 Wörtern (37 %)
  • した in 3 Wörtern (11 %)

Wer also die Lesungen しん und おや kennt, deckt damit bereits den Großteil der typischen Wörter mit 親 ab – ein gutes Beispiel dafür, wie man mit gezieltem Lernen schnell Fortschritte machen kann.

Grundsätzlich lassen sich die Lesungen in zwei Gruppen einteilen: die Aussprache als ursprüngliche japanische Begriff und die japanisch angepassten chinesischen Lesungen. Feste Regeln, wann welche Lesung verwendet wird, gibt es allerdings nicht. Oft lassen sich nur grobe Tendenzen erkennen – und in manchen Fällen können sich die beiden Kategorien sogar innerhalb eines einzigen Wortes mischen. Deshalb empfiehlt es sich, die korrekte Lesung immer im Zusammenhang mit dem jeweiligen Wort zu lernen. Auf diese Weise merkt man sich die Aussprache dort, wo sie auch tatsächlich gebraucht wird – und schult ganz nebenbei das Sprachgefühl für typische Strukturen.

Auch beim Lernen der Lesungen helfen Merksätze – besonders dann, wenn sie Bedeutung und Aussprache spielerisch verknüpfen. Ein möglicher Merksatz für 親 könnte so aussehen:

Meine Eltern (親) sind ihrem Metzger loyal (おや), weil sie nur bei ihm die Schinkenwurst (しん) kaufen.

Solche Merksätze verbinden Humor, Bildhaftigkeit und Wiedererkennung – genau das, was das Gehirn liebt, wenn es sich etwas dauerhaft merken soll. Hat man die Hauptbedeutung „Eltern“ sowie die Merkwörter „loyal“ und „Schinkenwurst“, lässt sich daraus ein Satz bauen, der diese Begriffe in einer kleinen Geschichte miteinander verknüpft. In diesem Fall wurde bewusst eine typische deutsche Szene gewählt: Die eigenen Eltern kaufen beim Metzger ihres Vertrauens Wurst – ein vertrauter, fast alltäglicher Moment, der emotional wirkt und im Gedächtnis bleibt.

Mit dieser Methode lassen sich auch für andere Kanji Merksätze entwickeln, die die Hauptbedeutung mit den wichtigsten Lesungen verknüpfen. Allerdings erfordert es Zeit und Kreativität, passende deutsche Wörter zu finden, die ähnlich klingen wie die japanischen Silben – und sich gleichzeitig sinnvoll in eine bildhafte Szene einfügen lassen. Genau diesen Aufwand hat Zeichengarten bereits übernommen: Die vorbereiteten Merksätze sind konsistent aufgebaut, durchdacht gestaltet und speziell auf deutschsprachige Lernende abgestimmt – damit du dich ganz aufs Einprägen konzentrieren kannst.

Lernen mit Merkhilfen

Ebenen Verbinden

Bei den vielen Kanji, von denen jedes eine gewisse Komplexität mit sich bringt, ist es sinnvoll, diese Komplexität gezielt zu reduzieren, um den Einstieg zu erleichtern und frühe Lernerfolge zu ermöglichen. Deshalb konzentriert man sich zunächst auf das Wesentliche – auf das, was beim Lernen wirklich hilft.

Zusammensetzung → Bedeutung: Um ein Zeichen klar zu erkennen und sicher zu behalten, muss man seine Struktur verstehen. Das Zeichen 親 lässt sich in drei Komponenten zerlegen: 立 (stehen), 木 (Baum) und 見 (sehen). Kombiniert man diese Bedeutungen zu einem Merksatz, entsteht ein starker Anker für die Hauptbedeutung „Eltern“. Zeichengarten bietet für jedes Zeichen solche Merksätze und zeigt gleichzeitig die Zerlegung in die Komponenten. Wenn ein Zeichen später vollständig verinnerlicht ist und als semantische Einheit gespeichert wurde, kann man diese Herleitung überspringen. In der Anfangsphase hilft es, sich auf genau eine Hauptbedeutung zu konzentrieren. Weitere Bedeutungen werden später durch das Lernen von Wörtern automatisch mit aufgenommen.

Bedeutung → Lesung: Von der Hauptbedeutung „Eltern“ führen Merksätze weiter zur Lesung. Die Schlüsselwörter „loyal“ und „Schinkenwurst“ lassen sich leicht mit おや und しん verbinden. Diese Art der Verknüpfung funktioniert besonders gut, wenn sie in einer einprägsamen Szene dargestellt wird – wie es bei Zeichengarten durchgängig gemacht wird. Lesungsmerksätze arbeiten stärker mit Aussprache von Teilworten und benötigen daher oft etwas mehr Wiederholung als die visuellen Bedeutungsmerksätze. Zusätzliche Lesungen wie した lernt man später automatisch beim Wortschatzaufbau.

Lernen mit Karteikarten

Verteilte Wiederholungen

Damit sich Wissen dauerhaft im Gedächtnis festsetzt, braucht es Wiederholung. Unser Gehirn funktioniert hier ganz pragmatisch: Was nicht oft genug verwendet wird, gilt als verzichtbar und wird nach und nach ausgeblendet. Anders als Fahrradfahren, wo sich Bewegungsabläufe tief im Körpergedächtnis verankern, ist das Sprachenlernen ein aktiver und kontinuierlicher Prozess. Merksätze, Bilder, Vokabeln – all das muss in regelmäßigen Abständen wieder abgerufen werden, um langfristig präsent zu bleiben.

Viele kennen noch das klassische Vokabelheft aus der Schulzeit: Wörter notieren, auswendig lernen, Test schreiben – und danach? Vieles davon gerät schnell wieder in Vergessenheit. Der Grund: Das Lernen war punktuell und nicht systematisch über die Zeit verteilt. Doch genau dieses verteilte Lernen ist entscheidend, um dem Vergessen gezielt entgegenzuwirken.

Ein bewährtes Mittel dafür ist die Arbeit mit Karteikarten. Besonders sinnvoll wird es, wenn nicht nur einmal, sondern zu genau abgestimmten Zeitpunkten wiederholt wird – idealerweise kurz bevor man eine Information wieder zu vergessen droht. Diese Methode nennt sich Spaced Repetition („verteilte Wiederholung“). Wer das zeitliche Management nicht selbst übernehmen möchte, findet in digitalen Lernsystemen eine wertvolle Unterstützung.

Eine der bekanntesten Anwendungen in diesem Bereich ist Anki – ein freies, vielseitiges Lernkartei-Programm, das sowohl am PC als auch mobil genutzt werden kann. Der Lernende bekommt jeden Tag automatisch die richtigen Karten zur richtigen Zeit vorgelegt: Neue, noch unbekannte Inhalte und alte, die gerade wiederholt werden sollen. Durch Feedback passt sich der Wiederholungsplan individuell an.

Da sich Lesungen entweder über Umschrift (Transkription) oder direkt in Hiragana abfragen lassen, gibt es zwei Versionen des Stapels – ganz nach deinem Lernstil und Eingabemöglichkeiten. Wie das konkret aussieht, zeigt ein Beispiel zum Zeichen 親 in den folgenden Screenshots. Der Nutzer wird gebeten, die Hauptbedeutung und die häufigsten Lesungen einzugeben. Im Anschluss wird angezeigt, wie gut die Antwort war – ergänzt durch das passende Merksatz-Bild oder einen Merksatz, um die richtige Assoziation zu festigen.

Eine Karteikarte stellt eine Aufgabe für den Lernenden, sich aktiv zu erinnern. Durch das Eintippen einer Antwort kann man selbst überprüfen, wie nah man der erwarteten Lösung gekommen ist. Anschließend gibt der Lernende eine Selbsteinschätzung ab: Fiel die Erinnerung schwer oder leicht? Die Option „Schwer“ signalisiert Anki, dass die Karte öfter wiederholt werden sollte, da der Inhalt noch unsicher sitzt. „Gut“ bedeutet, dass die Erinnerung erfolgreich war – die Karte taucht in einem sinnvoll verlängerten Intervall wieder auf. Mit „Nochmal“ wird die Karte an den Anfang zurückgesetzt, was sinnvoll ist, wenn man den Inhalt im Grunde neu lernen muss. Wer sich besonders sicher fühlt, kann „Einfach“ wählen, wodurch die Karte seltener erscheint. So entsteht ein individueller, dynamischer Wiederholungsplan, der sich dem persönlichen Lernstand anpasst.

Zeichengarten

Dein Lernweg

Zeichengarten macht sich genau diese Technik der verteilten Wiederholung zunutze – Anki plant automatisch die optimalen Wiederholungszeitpunkte, damit du Kanji genau dann wiederholst, wenn dein Gehirn am meisten davon profitiert. Die vorbereiteten Karten mit sorgfältig ausgewählten Bedeutungen, Merksätzen, Merkbildern und Lesungen sind bereits in einem Anki-Kartensatz strukturiert und abrufbereit. Damit entfällt der Aufwand, eigene Karten zu schreiben oder passende Inhalte zusammenzusuchen. Stattdessen kann man sich voll und ganz aufs Lernen konzentrieren – regelmäßig, effizient und motivierend.

Das Lerntempo lässt sich individuell steuern: In den Anki-Einstellungen kann man festlegen, wie viele neue Karten pro Tag angezeigt werden. Wer hier zu viel einstellt, wird schnell von der wachsenden Zahl an Wiederholungen überrollt. Es lohnt sich, das Pensum realistisch zu planen – je nachdem, wie viel Platz man dem Lernen im Alltag geben möchte. Ein gutes Ziel: fünf neue Zeichen pro Tag. Damit bist du in rund einem halben Jahr durch die Unterrichtsschriftzeichen durch. Ein Schulhalbjahr – und du hast die wichtigsten Schriftzeichen in deinem Repertoire. Klingt machbar, oder?

Starte am besten noch heute – dein Lernweg beginnt jetzt! Das Anki-Deck mit den ersten 100 Kanji steht kostenlos für dich bereit. Entdecke, wie einfach und motivierend das Lernen mit Merkbildern und Merksätzen sein kann. Mit jedem Zeichen kommst du deinem Ziel näher – Schritt für Schritt, Karte für Karte. Viel Freude und Erfolg mit Zeichengarten!

Anki

Ein Deck Importieren

  1. Öffne AnkiDroid und tippe oben rechts auf das Drei-Punkte-Menü, um weitere Optionen anzuzeigen.

  2. Wähle im erscheinenden Menü den Punkt Importieren, um einen neuen Stapel hinzuzufügen.

  3. Tippe auf Stapel-Paket (.apkg) und wähle anschließend die heruntergeladene Datei aus deinem Gerät aus – der neue Stapel wird automatisch importiert.

Nach dem Import kann dein Lernweg sofort beginnen – mit Zeichengarten lernst du die Kanji Schritt für Schritt, klar strukturiert und mit einprägsamen Merkhilfen.

Anki

Täglicher Grenzwert einrichten

Fünf neue Zeichen pro Tag – und in einem halben Jahr beherrschst du die Unterrichtsschriftzeichen.

  1. Öffne dafür in AnkiDroid die Stapeloptionen deines Zeichengarten-Decks.

  2. Stelle unter Neue Karten/Tag den Wert für diesen Stapel auf 5.

  3. Aktiviere Globale Limits, damit die Einstellung auch für die Unterstapel übernommen wird.

Mit dieser Einstellung bleibst du im Flow und wächst Stück für Stück in die japanische Schriftwelt hinein – Zeichengarten begleitet dich dabei!